Andrea Sawatzki gesteht, dass sie sich zu Beginn ihrer Schauspielkarriere durch ihre Arbeit therapieren wollte. Die Filmdarstellerin musste mit 13 den Tod ihres Alzheimer-kranken Vaters verkraften und litt anschließend unter Schuldgefühlen, da sich statt Trauer Empfindungslosigkeit in ihr breit machte.
Dies beeinflusste sie auch später im Leben, wie Sawatzki im Interview mit dem „ZEITmagazin“ preisgibt. „Ich hatte Angst davor, Gefühle zu empfinden, und auch Angst vor Verlust. Ich wusste aber nicht, was der Grund dafür war“, schildert die Buchautorin („Ein allzu braves Mädchen“). Erlösung suchte sie dann vor der Kamera.
„Anfangs habe ich versucht, mich über die Schauspielerei quasi zu therapieren, indem ich mich in andere Menschen verwandelt habe. Sicher habe ich den Beruf auch gewählt, weil ich die Illusion hatte, dass einen die Menschen mögen, wenn man gut spielt. Man wünscht sich diese Liebe, aber die Zuschauer mögen am Ende ja nur die Rolle. Man selbst bleibt der, der man ist.“
Erst in den letzten Jahren habe sie verstanden, dass sie sich der Vergangenheit stellen muss. „Das ist ein mühsamer Weg, aber in der Trauerarbeit liegt sehr viel Positives.“
Auch durchs Schreiben habe sie zu sich zurückgefunden. „Das Schreiben entwickelte sich zu einer Sucht. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, als würde ich eine Rolle spielen, die von niemandem beschnitten oder korrigiert werden kann“, schwärmt die 50-Jährige, die zudem ihre Söhne für ihr heutiges Glück verantwortlich macht. Diese zieht sie mit ihrem Mann Christian Berkel groß.
„Ich denke manchmal, ohne Kinder wäre ich wahrscheinlich blind durchs Leben gelaufen“, gesteht Sawatzki. „Durch die Erziehung und das Zusammensein mit ihnen konnte ich meine eigene Kindheit wahrnehmen, das Muster meiner Erziehung durchbrechen und anders handeln als meine Eltern. Meine Kinder sind schon meine größte Rettung.“
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Foto(s): © HauptBruch GbR
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