Nach Tagen des Schweigens hat sich Christian Wulff gestern zu den schweren Vorwürfen gegen ihn geäußert.
In einem aufgezeichneten Interview für ARD und ZDF nahm er unter anderem zu dem Anruf bei „Bild“-Chefredakteur Kai Dieckmann Stellung. Das sei ein schwerer Fehler gewesen, der ihm leid tue. Er hätte sich besser im Griff haben müssen, doch auch der Bundespräsident sei eben nur ein Mensch, so Wulff.
An Rücktritt hätte er nie gedacht, weil er weiß, dass er zwar nicht alles richtig gemacht habe, aber auch nichts Unrechtes. Er sei für fünf Jahre in das Amt gewählt worden und wolle am Ende seiner Amtszeit eine Bilanz vorlegen, dass er ein guter und erfolgreicher Bundespräsident war.
Ein Befreiungsschlag war das Interview für Wulff allerdings nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. Die Reaktionen von Politik und Medien fielen größtenteils negativ aus. Schwach und wenig souverän sei der Auftritt gewesen, Zweifel hätte Wulff nicht ausräumen können.
„Bild“-Vize-Chefredakteur Nikolaus Blome stellte im „Deutschlandfunk“ sogar noch einmal klar, dass Wulffs Anruf beim „Bild“-Chef „ganz klar das Ziel hatte, diese Berichterstattung zu verhindern, zu unterbinden.“ Wulff hatte im Interview davon gesprochen, nur um einer Verschiebung der Veröffentlichung um einen Tag gebeten zu haben.
Weiterer Kritikpunkt war, dass sich der Bundespräsident nicht der gesamten Presse gestellt hat und das Gespräch zudem aufgezeichnet wurde.
Inzwischen haben Wulffs Anwälte eine umfangreiche Erklärung zu dem umstrittenen Hauskredit, der die ganze Sache ins Rollen brachte, im Internet veröffentlicht, inklusive einer sogenannten „rechtlichen Bewertung“, die Wulff bescheinigt, er habe nicht gegen das niedersächsische Ministergesetz verstoßen.
Ob das die Wogen allerdings glätten kann, bleibt mehr als fraglich.
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Foto(s): © SuccoMedia
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