Prof. Dr. Jo Groebel:
Kein Ende der Guttenberg-Krise?


Prof. Dr. Jo Groebel (Foto: HauptBruch GbR)

Die Schlagzeilen um die Doktorarbeit von Deutschlands beliebtesten Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg sind derzeit überall Gesprächsthema. TIKonline.de hat den Medienpsychologen Prof. Dr. Jo Groebel getroffen. Der Experte hat die Guttenberg-Krise der letzten Tage gespannt verfolgt und analysiert.

Groebel meint, der Verteidigungsminister hat falsch auf die Schlagzeilen und Gerüchte um seine Doktorarbeit reagiert: „Guttenberg hat leider, leider selber sehr dazu beigetragen, dass diese Krise noch viel größer wurde als sie sowieso schon ist. Es scheint festzustehen, dass ja doch sehr viele Teile von ihm oder wem auch immer wirklich übernommen wurden. Nun habe ich selber sowohl schon Doktoranden gehabt und selber schon Leute promoviert, wie auch selbst promoviert und weiß natürlich, dass es schon sehr schwerwiegend ist, wenn man so viele Stellen nicht sauber zitiert. … So lange der Kern der Arbeit von ihm selber stammt – und das unterstelle ich ihm, weil er auch ein intelligenter Mann ist – ist es akademisch möglicher Weise schon nicht mehr akzeptabel aber menschlich immer noch im Bereich des Nachvollziehbaren.“

Karl-Theodor zu Guttenbergs Stellungnahme vor auserlesenen Fernsehkameras findet Jo Groebel keineswegs angemessen: „Wie er sich danach verhalten hat, sich erstmal nicht zu äußern und dann auch noch eine zufällig zusammen seiende Gruppe von Journalisten mit dem Privileg einer Information zu versehen und nicht vor alle Journalisten zu treten, das war ein weiterer ganz schwerer handwerklicher Fehler. Und der wird nicht besser, dass er sich noch keine Stunde später entschuldigt hat bei den Journalisten.“

Groebel kritisiert vor allem zu Guttenbergs Krisenmanagement: „Jemand, der große Führungszukunft hat und an ganz hohe Ämter denkt, muss gerade in so einer Situation die jedem mal widerfahren kann in irgendeiner Weise, er muss dann aber diese Krise gut handeln. Und das hat er leider, leider bislang nicht gemacht. Die Promotion ist das Eine aber das Krisenmanagement und die Kommunikation halte ich im Moment für sehr, sehr, schlecht.“

Ein Ende der Guttenberg-Krise sieht Professor Groebel noch nicht: „Bis die akademische Kommission, bis die Fakultät, zusammen tritt – das sind zwei Wochen! Das ist eine Ewigkeit. Und in dieser Ewigkeit wird diese Schlagzeile und Krise weiter am Köcheln bleiben. Er hätte jetzt seine Tatkraft nicht nur an der Front in Afghanistan zeigen müssen sondern auch jetzt. Aber er hat noch alle Chancen. Aber es ist die letzten Tage nicht gut von ihm eingetütet worden.“

Das ganze Interview mit Prof. Dr. Jo Groebel gibt es hier als Video!

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Foto(s): © HauptBruch GbR

von TIKonline.de

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