Michael Haneke will nicht, dass seine Produktionen rührselig oder klischeehaft sind. Der 70-jährige Regisseur schneidet in seinem neuen Film „Amour“, für den er in diesem Jahr in Cannes die Goldene Palme erhielt, das Thema Sterben an und betont, dass dabei die nötige Ernsthaftigkeit an den Tag gelegt werden müsse.
Das ist eine Qualitätsfrage, wie ernst man etwas nimmt. Ich finde, es ist ein großes und wichtiges Thema, dem man auf der angemessenen Höhe begegnen muss“, stellt der Österreicher im Gespräch mit der „Berliner Morgenpost“ klar. „Rührseligkeit und Klischees sind der Tod einer jeden ernsthaften Auseinandersetzung. Das sollte man vermeiden.“
Als Tabuthemen sieht er Älterwerden, Krankheit und das unweigerliche Dahinscheiden indes nicht. „Im Fernsehen ist das sehr präsent und die Sender würden das nicht machen, wenn es keine Quote bringen würde. Auch im Kino ist es behandelt worden.“
Die Überlegung, dass er den Film, in dem ein Mann seine Frau nach einem Schlaganfall bis zu ihrem Tod pflegt, als Angstbewältigung schrieb, will Haneke derweil nicht ganz von der Hand weisen. „Kann sein. Ich bin nicht Analysator meiner selbst“, räumt er ein, betont aber auch: „Es war jedenfalls nicht der Zweck. Ich habe mich nicht hingesetzt und geschrieben, um meine Angst zu bewältigen. Aber im Grunde gilt das für jeden Film. Auch ein Schriftsteller schreibt, um sich über bestimmte Dinge klar zu werden.“
Nachdem er bereits 2009 für das Drama „Das weiß Band“ die Goldene Palme erhielt, merkt der Filmemacher zwar, dass dies Vorteile mit sich bringt, will sich aber trotzdem nichts darauf einbilden. Er erklärt: „Durch einen solchen Preis steigt die Popularität und dadurch verbessern sich natürlich auch die Arbeitsbedingungen. Und wenn einem der Fleischer mal ein besseres Stück gibt, weil man bekannter ist, ist das auch nicht schlecht. Aber ich laufe nicht mit der Palme auf dem Kopf herum.“
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