Jürgen von der Lippe:
Setzt auf Tabuthemen


Jürgen von der Lippe (Foto: HauptBruch GbR)

Jürgen von der Lippe ist überzeugt, dass der Humor von Loriot niemanden mehr zum Lachen bringt. „Die gehen heute schon nicht mehr“, sagt er in einem Gespräch mit „Planet Interview“ auf die Frage, ob die Sketche des Künstlers in Vergessenheit geraten werden.

Er würdigt seinen 2011 verstorbenen Kollegen zwar für sein Werk: „Was er gemacht hat, war toll, als es das Maß aller Dinge war, und ich will um Gottes Willen nicht daran pinkeln.“ Sein Tempo sei jedoch nicht mehr zeitgemäß. „Wenn ich seine Sketche heute jemandem zeige und dieser jemand sie zum ersten Mal sieht, wird er sich denken: Oooch, zieht sich das!“

Das Publikum könne man heute nur noch mit Tabuthemen richtig aus der Reserve locken. „Der schmutzige Witz ist eine Selbstverständlichkeit – wenn Sie ihn denn schmutzig nennen wollen. Als Komiker ist man immer auf der Suche nach dem sogenannten Brüller, und den bekommen Sie eben nur mit tabuisierten Themen.“

2012 ist von der Lippe wieder mit einem Live-Programm unterwegs. Darauf freut er sich bereits: „Es gibt nichts Schöneres, als bei etwas live dabei zu sein, weil man dann genau in dem Moment mittendrin sitzt, in dem etwas geschieht.“

Seine Witze aus früheren Programmen hält er nicht für veraltet, sie bringt er auch heute noch unter, verrät er: „Ich habe ja auch in meinem aktuellen Programm ein paar Sachen drin, die zehn Jahre und älter sind. Zum Beispiel habe ich schon sehr früh in meiner Karriere Gags beim Stimmen der Gitarre gemacht. Einer meiner ältesten war: ‚Wozu ist der Bauchnabel gut? Wenn man im Bett frühstückt, kann man das Salz fürs Ei rein tun.’ Der wird noch in hundert Jahren funktionieren, weil er einfach ein schönes, absurdes Bild hervorruft.“

Eine Fernsehshow will der ehemalige Moderator heute nicht mehr machen. Angebote interessierten ihn nicht. Einigen seiner Kollegen schaue er allerdings noch gerne zu: „Harald Schmidt zum Beispiel. Selbst wenn der keine Lust hat, was er dann ja auch zeigt wie kein zweiter, amüsiert mich das schon.“

Auch Günther Jauchs Sendungen sehe er gerne: „Einige Quiz-Sendungen sind auch irgendwo zeitlos, zum Beispiel *Wer wird Millionär‘. Günther Jauch hat da über die Jahre eine Art und Weise entwickelt, die einfach perfekt ist.“

Von der Lippe, der mit bürgerlichen Namen Hans-Jürgen Dohrenkamp heißt, war von 1989 bis 2001 mit der ARD-Spielshow „Geld oder Liebe“ erfolgreich, seit 2003 moderiert er die literarische Comedy-Sendung „Was liest du?“ im WDR.

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von TIKonline.de

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