Steve McQueen gesteht, dass er vom Thema Sexsucht fasziniert ist. In seinem neuen Film „Shame“ porträtiert der britische Regisseur einen New Yorker Büroangestellten, der unter seinem gesteigerten sexuellen Verlangen leidet, und wie er jetzt verrät, habe er sich damit einer neuen Herausforderung stellen wollen.
„Ich habe im Internet Berichte über Menschen gelesen, die regelmäßig Sex brauchen, um den Tag zu überstehen. Das fand ich sehr interessant, weil mir bisher, wenn ich über Süchte nachdachte, nie diese in den Sinn gekommen ist“, sagt der Filmemacher in einem Interview mit der „Zeit“.
Sein Protagonist Brandon, gespielt von Shootingstar Michael Fassbender, braucht Sex wie andere Kokain oder Alkohol – ob beim schnellen Flirt an der Bar, mit Prostituierten, im Internet oder beim Masturbieren auf der Bürotoilette. Ein Grund dafür ist unter anderem die problematische Familiengeschichte des erfolgreichen Mittdreißigers.
Im Vorfeld der Dreharbeiten hat sich der ehemalige renommierte Videokünstler und Turner-Preisträger McQueen intensiv mit dem Thema beschäftigt. „Ich habe mit drei Therapeuten in New York gesprochen, die als die kompetentesten Experten auf diesem Gebiet gelten“, so McQueen zu seinen Recherchearbeiten.
„Über sie wurde dann auch der Kontakt zu Betroffenen hergestellt, die bereit waren, über ihre Sucht zu sprechen. Wir haben viele Interviews geführt und sehr gründlich recherchiert. Ich entwickle meine Drehbücher am liebsten aus eigenen Nachforschungen.“
Wie bereits in seinem preisgekrönten Film „Hunger“ arbeitete McQueen wieder mit Fassbender zusammen. „Michael ist kein Filmstar, sondern ein Künstler. Er hat keine Angst, neue, ungewöhnliche Dinge auszuprobieren und dabei möglicherweise keine gute Figur zu machen“, schwärmt der Regisseur von seinem Protagonisten.
„Viele Schauspieler versuchen den Macho zu mimen und sind nicht bereit, sich vor der Kamera zu öffnen. Michael hingegen kann seine Verletzlichkeit mit Würde tragen.“
Für sein Kinodebüt „Hunger“, das den Hungerstreik von IRA-Gefangenen schilderte, erhielt Steve McQueen in Cannes die Goldene Kamera. Sein neuer Film „Shame“ lief 2011 bei den Filmfestspielen in Venedig. Hauptdarsteller Michael Fassbender wurde dort mit der Coppa Volpi ausgezeichnet.
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